Factoring

Unter dem Begriff Factoring, auch Forderungskauf genannt, wird der Kauf von offenen Rechnungen durch
eine Factoring Gesellschaft bzw. eine Factoring Agentur im B2B – Bereich verstanden. Beim Factoring
verkaufen also Betriebe bzw. Unternehmen ihre offenen Rechnungen laufend an eine Factoring
Gesellschaft. Das Unternehmen erhält durch das Factoring dementsprechend sofort (innerhalb von 48
Stunden) und unmittelbar den Rechnungsbetrag direkt auf das eigene Konto – und muss sich nicht mehr
weiter um die Forderung und Kommunikation mit seinem eigentlichen Kunden kümmern. Es gibt dabei
verschiedene Forderungskauf Varianten, die weiter unten beschrieben sind und sich in ihrem Umfang
unterscheiden. Die Factoring Agentur wird auch als Factor betitelt.

Was gehört zum Factoring?

Das Factoring umfasst im weitesten Sinne das outgesourcte Forderungsmanagement eines Betriebes:
Nach dem Kauf der offenen Rechnung durch die Factoring Gesellschaft, zahlt der Factor den
Unternehmer aus. Ab diesem Moment hat der Unternehmer beim echten Factoring nichts mehr mit der
Rechnungsabwicklung zu tun. Zum Factoring gehört dementsprechend die Rechnungsabwicklung mit
dem Kunden, die Kommunikation sowie eventuelle Mahnverfahren bei einem Full Factoring. Je nach
Factoring Variante gibt es wesentliche Unterschiede im Leistungsangebot.

Factoring Vorteile

Factoring zielt darauf ab, betriebliche Verwaltungsprozesse im Rechnungswesen durch Outsourcing zu
erleichtern und eine Verbesserung der Liquidität hervorzurufen. Da der Unternehmer den
Rechnungsbetrag direkt und sofort auf sein Konto erhält, werden Ertragsausfälle oder Zahlungsverzüge
an bspw. Lieferanten weitestgehend reduziert bzw. verringert. Ein weiterer Vorteil ist, dass der
Unternehmer durch die sofortige Zahlung der Rechnungsbeträge durch den Factor mit konkreten Zahlen
kalkulieren und bilanzieren kann.

Außerdem spart er sich Zeit und Aufregung, da er sich nicht mehr mit dem Forderungsmanagement oder
anfallenden Mahnungen beschäftigen muss. Des Weiteren kann sich das Unternehmen auch vermehrt um
sein Kerngeschäft kümmern, wenn das Forderungsmanagement outgesourct wird. Auch bei Banken
verbessert sich die Position durch eine gesteigerte Liquidität und ein regelmäßig generiertes, erhöhtes
Eigenkapital (Basel I, II und III). Zusätzlich dazu nimmt Factoring auch Einfluss auf die Kundenbeziehung
und verbessert diese in den meisten Fällen wesentlich.

Die Vorteile von Factoring im Überblick:

  • Sofortige Liquidität
  • Kalkulierbare Zahlen
  • Entlastung
  • Fokussierung auf Ihr Kerngeschäft
  • Bessere Positionierung bei der Bank
  • Positives Kundenverhältnis

Echtes Factoring und unechtes Factoring

Echtes Factoring beschreibt die vollumfängliche Übernahme des Ausfall-Risikos durch die Factoring-
Gesellschaft. Stellt sich also im Nachhinein heraus, dass der Kunde zahlungsunfähig ist, muss sich der
Factor beim echten Factoring um ein Mahnverfahren bemühen.

Beim unechten Factoring kann der Factor den Verkauf der Rechnung rückabwickeln, wenn sich
herausstellt, dass der Kunde des Unternehmens zahlungsunfähig ist. Hier trägt der Unternehmer wieder
das Ausfallrisiko und muss sich selbst um die Mahnungen bzw. ein Inkassoverfahren kümmern, um an
sein Geld zu gelangen.

Andere Factoring Typen

Offenes Factoring – Der Debitor weiß, dass das Unternehmen die offene Forderung an eine Factoring
Gesellschaft verkauft hat.

Stilles Factoring – Der Debitor wird nicht darüber informiert, dass die offene Forderung an einen Factor
weiterverkauft wurde.

Full Factoring – Das Full Factoring umfasst das vollständige Debitoren-Management, also Kommunikation,
Rechnungsabwicklung und eventuelle Mahnverfahren.

Inhouse Factoring – Unter Inhouse Factoring wird ein teilisoliertes Factoring-Management verstanden. Das
heißt, nur ein Teil des Forderungsmanagementes wird an eine Factoring Gesellschaft abgegeben.

Wann und für wen ist Factoring sinnvoll?

Welche Factoring Variante für welchen Betrieb bzw. welches Unternehmen in Frage kommt, ist individuell
zu besprechen. Factoring kann jede Branche und jeder Unternehmer in Anspruch nehmen: Freiberufler,
Künstler Unternehmer als auch Dienstleister. Besonders, wenn Ertragsengpässe zu befürchten sind, ist
die Inanspruchnahme vom Factoring sinnvoll. Durch das Factoring kann das Unternehmen sicherstellen,
Forderungen von Lieferanten oder anderweitige Kosten zu bezahlen.

Factoring Kosten

Die Factoring Kosten setzen sich aus verschiedenen Posten zusammen: Factoringgebühr, Factoringzins
und etwaigen monatlichen Kosten. Die Höhe der Factoring Kosten wird durch den monatlichen
Liquiditätszufluss bzw. die offenen Forderungen bestimmt. Um die Kosten für Factoring genauer
bestimmen zu können, ist es auch wichtig, andere Faktoren zu betrachten. Einen positiven oder auch
negativen Einfluss hat zum Beispiel das Rating des Unternehmens als auch die Umsatzzahlen sowie die
Qualität und Anzahl der Debitoren. Die Factoring Kosten sind also stets individuell zu betrachten.

Unterschied Factoring und Inkasso

Im Gegensatz zum Inkassoverfahren umfasst das Factoring den Forderungskauf bei offenen
Rechnungen, die noch nicht angemahnt wurden. Factoring findet also sozusagen „im Vorfeld“ statt.
Inkasso-Unternehmen hingegen zielen darauf ab, bereits angemahnte Forderungen zu kaufen und diese
einzufordern. Beim Inkasso handelt es sich also um eine reine, nachträgliche Schadensbegrenzung.
Dadurch ist die Höhe der Kosten bzw. des Forderungsbetrages weniger kalkulierbar als beim Factoring.

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